Inle Lake, schwimmende Gärten und Einbeinruderer

Der Inle See mit einer Länge von 22 km und einer Breite von 11 km liegt auf einer Höhe von 900 m.ü.M. Um den See herum erheben sich die bis zu 2000 m hohen Shan-Berge. Bekannt ist Inle Lake vor allem wegen seinen wunderbaren schwimmenden Gärten. Im seichten Wasser, das meist nur etwa 3 m tief ist, werden die schwimmenden Beete festgemacht und tragen reichlich Früchte. Das milde Klima ermöglicht eine mehrmalige Ernte pro Jahr. Bearbeitet werden diese Gärten von Einbeinruderern. Auf den schmalen Booten balancierend, schlingen sie einen Fuss um das Ruder und bewegen es im Stehen. So bleibt neben dem Rudern eine Hand frei zum Fischen.

 

Als Unterkunft haben wir ein Guesthouse in Nyaungshwe gewählt. Die alte Fürstenstadt hat sich zu einem beliebten Travellerziel entwickelt, ohne dass die Atmosphäre des Ortes darunter leidet. Mit dem 5 km entfernten Inle Lake ist man durch Kanäle verbunden.

 

Die weitere Reise führt uns später westwärts Richtung Kalaw, einem ehemaligen, englischen Luftkurort mit viel Flair. Kalaw liegt 1320 m.ü.M am Westrand der Shan-Berge. In diesem Abschnitt werden wir vor allem mit der Eisenbahn unterwegs sein. Bahnfahrten versprechen hier die Entdeckung der Langsamkeit - quasi eine Entschleunigung auf burmesisch (oder birmanisch?). Wird der Zug dann doch etwas schneller (über 30 km/h....) dann rumpelt und schaukelt es gewaltig. Wir sind gespannt!

Das erwartet uns am Inle Lake

Reisebericht vom 10. - 12. November

Im PYI Guesthouse in Nyaungshwe am Inle Lake fühlen wir uns sofort wohl. Die Gastgeberfamilie besteht vor allem aus Win Win, die alles organisiert und im Griff hat und trotzdem noch die gute Seele ist und zu den Kindern aufpasst und kocht und und und…eigentlich macht sie alles, obschon ihr Mann, Tun Tun, immer jammert, was er alles machen muss und wie früh er aufstehen muss…..schnell haben wir die Situation erfasst, lassen aber Tun Tun seine Rolle spielen und amüsieren uns darüber. Tun Tun, der verwöhnte Sohn aus Yangon, wird uns aber am Schluss doch noch auf seine Art beeindrucken!

 

Nyaungshwe ist der einzige Ort in Myanmar, wo sich bereits eine gewisse Backpacker-Szene eingerichtet hat. Aber es ist alles komplett ausgebucht und nicht selten treffen wir im Dunkeln noch auf Traveller, die kein Zimmer mehr finden. Obdachlose dürfen dann in der Monastery am Boden schlafen.

 

Der Ausflug mit dem Boot auf den Inle Lake ist dann ein erster Höhepunkt unserer Reise. Mit einem langen, schmalen Boot fahren wir am frühen Morgen noch im Hochnebel den ganzen See runter nach Nam Pam zum Wochenmarkt. Die Vielfalt der Waren und das Gewusel auf dem Markt sind einmalig. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, wir sind die einzigen Touristen. Weiter geht’s zu einer Weberei mit alten Webstühlen, dann in einen Zigarrenladen, den Kanal rauf zum Pagodenfeld von Indein und schliesslich zurück durch die schwimmenden Gärten wieder auf den offenen See. Dort schauen wir noch ein bisschen den Fischern mit Ihrer speziellen Technik beim Fangen und beim Rudern zu. In Worte fassen kann man diese Szenerie nicht, die Fotos sprechen für sich.

 

Am nächsten Tag wollen wir die Fotos von Elisabeth und Rolf von Ihrer Reise im Januar 2012 ausliefern. Der Bootsführer im ersten Couvert wird von Win Win gleich erkannt und per Zufall steht gerade ein Kollege aus dem gleichen Dorf dabei, der die Fotos überbringen wird. Glück gehabt! Beim zweiten Couvert für eine Familie mit einem Restaurant am Inle See wird es schwieriger – denken wir. Kaum mit dem Velo unterwegs sehen wir am Strassenrand ein Plakat (das einzige Plakat….) vom Restaurant, das uns die Richtung weist. Nach 10 km zeigen wir an der Kreuzung einem jungen Mann ein Foto und fragen ob er die Frau kennt. Die Antwort ist „Yes, this is my wife“. Natürlich glauben wir ihm nicht sofort, aber 10 Minuten später hilft er uns mit seinem Boot beim Übersetzen zum Restaurant und stellt uns seine Familie vor! So geht dass!! Zum Essen schauen wir dem Leben in einem Stelzendorf auf dem Inle See zu und wissen manchmal nicht, ob das nun ein Film aus der Vergangenheit oder Realität ist. Wir geniessen es und saugen die Atmosphäre auf.

 

Nach einem Abstecher in der Red Mountain Vinery, wo wir erstaunlich guten Wein verkostet haben, helfen wir einem Velofahrer mit Platten. Martin nimmt ihn auf den Rücksitz und so verschonen wir den armen Mann und seine Freundin vor einem stündigen Fussmarsch zurück. Nach wenigen englischen Worten war klar, dass alle den gleichen Akzent sprechen. Ariane wohnt in Scheunenberg und ging in Lyss zur Schule und auch Benu ist aus dem Seeland…

 

Am Abend sitzen wir noch ein bisschen bei Win Win in der Rezeption und beobachten das emsige Treiben. Sie telefoniert mal wieder für einen Traveller und reserviert irgendwo in Myanmar ein Zimmer. Reisebüro macht diese Frau auch noch! Beiläufig erwähnen wir, dass wir noch keinen Flug von Bagan nach Ngapali haben und lachen. Da mischt sich Tun Tun (wie immer) ein, nimmt das Telefon und ruft Air Bagan an! Wir machen wieder unsere Sprüche über den Hausherrn, bis wir merken, dass er den Manager von Air Bagan am Telefon hat. Dieser checkt unsere Daten und verspricht die Situation zu klären. Tun Tun strahlt und wir sind perplex! Es geht doch nichts über gute Beziehungen. Dann kommen wir noch mit zwei deutschen Frauen ins Gespräch, die die Fortsetzung ihrer Route planen. Sie wissen zwar nicht wo sie hin wollen, aber sie haben Zeit – mehr als zwei Monate. Sie haben sich beide ein Sabatical genommen, das zweite in den letzten drei Jahren! Interessiert fragen wir nach dem Arbeitgeber, schliesslich möchten wir das auch haben. Die Antwort kam etwas verzögert – na ja, beim Staat ist so was möglich! Es sind also nicht nur die Griechen, die die Deutschen kosten, es sind auch die eigenen Angestellten.