11.11. - 12.11.17

 

In Bago, der alten Hauptstadt der Mon, treffen wir zum ersten Mal auf grosse Tempelanlagen. 

 

Die 80 km von Yangon legen wir mit dem Zug zurück. Die Fahrzeit von zwei Stunden lässt erahnen, dass es eine langsame Reise wird. Genau das Richtige um endgültig in Myanmar anzukommen und sich auf den Rhythmus einzulassen. Wir können es kaum erwarten.

Der Kauf des Bahntickets am morgen vor der Abfahrt erweist sich als unkompliziert. Am Vortrag fanden wir den Reservationsschalter zuerst nicht, dann war er bereits geschlossen. Ein auffallend freundlicher Typ spricht uns dort an und erzählt, dass es noch einen anderen Schalter gibt. Dieser erweist sich aber als Reisebüro und nach einem proforma Anruf des chinesischen Inhabers bei der Bahn heisst es, dass der Zug ausgebucht sei. Man will uns dann natürlich ein Taxi oder Bustickets verkaufen aber wir stehen sofort auf und gehen. Mit dem hat der Chinese nicht gerechnet und so sind wir wieder quitt mit diesen Typen. Die Faher mit dem Zug war dann ordinary class aber sehr unterhaltsam. Nicht nur die vorüberziehenden Vororte, Dörfer und Reisfelder sondern auch die im Zug verkehrenden Verkäufer von Waren aller Art (inklusive Hemden....) lassen die Zeit schnell vergehen. Vom Hotel werden wir mit Schild und Tuk Tuk abgeholt und erholen uns sofort mit einem Nickerchen von der turbulenten Zeit in Yangon. Das anschliessende Essen bekommt das Prädikat Weltklasse inklusive der Schärfe der Gerichte.
Für die Tempeltour engagieren wir gleich unseren Tuk Tuk Fahrer, das ist sicher auch der kommerzielle Sinn des Abholservice. Zuerst die vier Buddhas, die alle in eine andere Himmelsrichtung schauen, dann zwei riesige liegende Buddhas und am Schluss noch rauf auf die Mahazedi Pagoda! Jeder Ort hat seine eigene Geschichte und auch sonst ist die Situation immer anders. Beim liegenden Buddha unterhält uns ein aufgeweckter Bursche mit komödiantischem Talent und spricht sogar die gängigsten Verkäufersätze auf Deutsch. Wir kaufen ihm dann auch schöne handbemalene Postkarten ab und handeln den bereits moderaten Preis nicht gross nach unten. Die Show war auch etwas Wert. Beim Volleyballspiel mit zwei Jungs  auf der nächsten Tempelanlage zeigen wir unsere Reflexe, die an eine Bahnschranke erinnern... Für das übliche Gruppenbild kommen dann auch noch die jüngsten Fans dazu und setzen sich in Szene. Die Besteigung der Mahazedi Pagode ist den Männern vorbehalten - nicht weil es zu steil ist (das ist es aber) sondern weil es einfach so ist. Es ist bereits Nacht über Bago und von überall her dröhnt laute Musik aus den Boxen - es ist Wochenende!
Am nächsten Tag stehen die restlichen Tempel auf dem Programm. Es ist Sonntag und viele Familien und Gruppen von Jugendlichen besuchen mit uns die Shwemawdaw Pagode, mit 114 m die höchste des Landes und mitten im Stadtgebiet von Bago gelegen. Alle sind schön gekleidet (ausser die drei schwitzenden Touristen) und die Stimmung ist friedlich. Überall werden Fotos und Selfies gemacht und wir beteiligen uns daran. Jolanda ist als Frau klar das gefragteste Fotosujet und die jungen Myanmari Frauen klammern sich jeweils richtig fest, herrlich. Das alte Minn Kyaunt Kloster nebenan wird offenbar fast nicht besucht. Es wirkt etwas heruntergekommen, hat aber den alten morbiden Charme, den die neu renovierten Tempel nicht haben. Mit ein bisschen Wischen, Putzen und Kärchern könnte hier eine Perle entstehen. Wir regen uns kurz darüber auf, dass niemand etwas unternimmt und besprechen in einem Brain Storming die Sofortmassnahmen. Noch ist Bago nicht bereit für unseren Aktionismus, wir werden das Projekt aber im Auge behalten. 
Der letzte Ausflug in die Stadt ist einer aus dem Kapitel „der Weg ist das Ziel“. Eigentlich sind wir auf der Suche nach einem Coiffeur für die Männer, finden aber nur Beauty Salons für Frauen. Der Strasse entlang finden sich aber immer wieder tolle Fotosujets und schlussendlich lassen wir bei ein, zwei Bierchen an der Hauptstrasse den Verkehr vorbeiziehen. Wir philosophieren über das Leben und vergessen dieses Mal nicht, den Biergutschein in Form eines Bierdeckels mit dem richtigen Sujet einzulösen. Es ist unterdessen zappenduster und für den Rückweg chartern wir ein UBER Taxi aus Yangon, das auf seine Passagiere wartet. Mit der MapOut App führen wir den ortsunkundigen Taxifahrer direkt zum Hotel - so geht das!
Noch etwas zu den Nachtgeräuschen: in Ländern wie Myanmar hat es nachts immer irgend eine Lärmquelle. Entweder knattert ein Generator, bellt ein Hund, kräht ein Hahn oder wie hier dröhnt laute Musiknonstop aus riesigen Boxen. Wenn es dann einmal wirklich ruhig ist, haben wir neuerdings „the beast“ direkt im Zimmer. Das Spezielle daran: „the beast“ kann sich selber nicht hören, nur Jolanda und Stephan hören es :-)